Historie

Keiner hat es im Traum geahnt, dass die Narretei in Lenzen schon seit Jahrhunderten beheimatet ist. Bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche im Jahre 2007 fand man die Darstellung einer Narrenkappe aus dem Jahre 1476. Es wird wohl keinen Ort in der Mark Brandenburg geben, in dem die Narretei seit so langer Zeit dokumentiert ist.

Faschings- und Fastnachtsbräuche sind in Lenzen seit Menschengedenken bekannt. Zu den Faschingsbräuchen gehörte auch die Maskerade, worunter man eine komplette Verkleidung verstand. Alte Lenzener berichten, dass Ehepaare sich getrennt aus den Häusern schlichen, um bei der Tanzveranstaltung tatsächlich anonym zu sein. Es kam auch vor, dass sich die “Geliebte” im Arm zu später Stunde als die eigene Frau entpuppte.

Um 1890 schrieben die alten Lenzener Zeitungen vom Maskenball, der in verschiedenen Sälen stattfand. Im Jahre 1948 trafen sich die ersten Aktiven, um den Fasching in Lenzen wieder aufleben zu lassen. Der erste Prinz war Jochen Renner von der Burg. Wir wissen, dass 1951 Reinhard Röber folgte und so ging es weiter. Aus dem Jahre 1952 ist bereits ein Lenzener Karnevalsschlager überliefert. Darin heißt es:

Pohl stell heut zurück die Zeit, die Uhr mag stille steh`n! Else ist die schönste Maid, das kann jeder seh`n. Pickert, ja der spielt dazu, Beihorn liebt den Kümmel, Wiesner, laß`den Sarg in Ruh`, kommst doch nicht in den Himmel.

Refrain: Wenn hell die Gläser klingen, dann ist uns alles wurscht! In Lenzen an der Elbe, gibt`s auch was für den Durscht!

Üblich war damals, dass sich der Prinz – trotz Ehestand – seine Prinzessin im Saal suchte. Manchmal war es wohl vorher verabredet. In der Gaststätte “Deutsches Haus” wurde der Prinz vom Präsidenten, dem Zeremonienmeister bzw. Adjudant und der Garde abgeholt. Aber auch in anderen Gaststuben, wie z.B. bei Hermann Deutsch, wurde eingekehrt.

Einen Quantensprung erlebte der Lenzener Karneval im Jahre 1958. Der 1. Präsident war Fritz Hollfelder, der mit Freunden und Bekannten den Karneval in Lenzen zu dem machte, was er noch heute in weiterentwickelter Form ist. Von dieser Zeit an gab es nämlich einen Elferrat, der sich mit Sprüchen beim Publikum vorstellte. Und nicht nur die Prinzengarde sorgte für Stimmung, sondern auch eine Funkengarde und Stimmungssänger. Liesel Grünwald und Helge Fuchs waren die ersten. Sie haben 1958 auch als erste die bis heute zum Repertoire gehörenden Karnevalsschlager “Komm, geh mit mir ins Badehaus” und “Muß es denn immer die Südsee sein?” gesungen. Mindestens 45 weitere Karnevalsschlager folgten bis heute.

Nach einigen Jahren Karnevalsverbot ging der Karneval dann 1966 unter der Präsidentschaft von Arnold Gestram weiter. 1971 und 1972 wurde Jürgen Zernahle übergangsweise Präsident. Hans-Joachim Makel übernahm das Amt 1979 und hatte diesen Posten 20 Jahre, also bis 1998 inne. Das ist die bisher längste Präsidentschaft. Torsten Wagner übernahm das Amt 2002 von Holger Reichardt, der es 1999 bis 2001 inne hatte. Den Posten eines Adjudanten übernahm 1955 Möppel Lorbeer. 1957 kam als Zeremonienmeister Erwin Timmermann dazu, der in herausragender Weise und mit großer Leidenschaft dieses Amt versah. Ihm folgte von 1970 bis zu seinem plötzlichen Tod 1999 unser immer lustiger Erwin Heinath. Als langjähriger Karnevalist übernahm Polly Heckscher im Jahre 2000 sein Amt.

Die Tanzgruppe wurde in den ersten Jahren von Gisela Nowak geleitet. Die längste Zeit, nämlich 12 Jahre lang (1987 bis 1998), war Andrea Pommeranz Funkenmariechen und Tanzgruppenleiterin. Bis zum Jahre 1985 stand der Karneval weitgehend unter dem Motto: „Lachende Btt, Lenzen macht mit!“. Mit dem Beginn der Präsidentschaft von Hans-Joachim Makel wurde der Karneval jährlich unter ein anderes Motto gestellt. Das waren für die Bühnenbauer unter Leitung von Polly Heckscher immer wieder große Herausforderungen. Dass die Mühe sich lohnte, zeigte sich in den 22 Jahren an der Begeisterung des Publikums über die technisch und künstlerisch so beeindruckenden Bühnenbilder.

Spannend und aufregend war die Zeit der politischen Büttenreden mit unserem Büttenredner Georg Grüneberg ab 1980. Während man auf den Plakaten von 1951 noch „um rechtzeitiges Erscheinen wird geben!“ lesen konnte, war der Andrang nach Karten nun so groß, dass man sich bereits morgens um 4 Uhr in der Kälte anstellte. Keiner wollte den 1. Büttenabend versäumen, denn es war durchaus ungewiss, ob am 2. Büttenabend noch dasselbe gesagt wurde. Der Karneval in der DDR hatte damals ein deutlich größeres Publikum als der Fußball. Entsprechend groß war die Angst der Staatsführung vor Kabarett und politischen Büttenreden. Organisierte „Büttenrednerschulungen“ auf Bezirksebene bewirkten nicht etwa eine „Gehirnwäsche“ der Redner, sondern führten zum Erfahrungsaustausch und zur weiteren Verbreitung gefürchteter Texte.

Der Lenzener Karneval ist unverwechselbar. Den Funken, der Prinzengarde, den Showtänzern und den Sängern mit Stimmungsrunden und ihrer Parodie gelang es von Jahr zu Jahr, den Karnveval mit steigendem Niveau zu präsentieren. Unglaublich, wie sich auch der Bereich Technik gewandelt hat. Während Horst Dämmig, Klaus-Werner Gestram und Achim Nowak vorrangig noch „Strippenzieher“ waren, hat das jetzige Team unter Leitung von Rolf Fastnacht und Jörg Dämmig mit Spots, Pyrotechnik, Laser-Effekten, Beamern und Hightec zu kämpfen.

Am Rosenmontag ziehen die Aktiven des LCC nach dem Prinzenfrühstück traditionsgemäß durch die Stadt. Es freut uns,dass wir seit vielen Jahren zu Gast sein dürfen bei der Gärtnerei Lindow, dem Modehaus Makel, der Firma Löcknitzbau, dem Arztzentrum Temmler, Getränkeshop Dämmig, dem Teppichhof Moor und der Apotheke Roth. An vielen Geschäften und Häusern gibt es zusätzlich noch „einen Schluck mit auf den Weg“, wofür wir den Spendern danken.

Immer wieder geben wir unsere gute Stimmung auch gern weiter, so an die Kinder des Kindergartens, der Grundschule und an die Senioren im „Lebenskreis“. Abbi Dahlke als Narr hat in den früheren Jahren in den Kindergärten durch sportliche Einlagen seine Zuschauer begeistert. Der Kinderkarneval bzw. Kinderfasching wird in Lenzen seit mindestens 1953 gefeiert. Kapelle und der Showtänzer haben in den letzten Jahren für eine deutliche Steigerung des Vergnügens gesorgt.

60 Jahre feiern wir nun schon Karneval in Lenzen. Heutige Großeltern waren anfangs als Kinder begeistert dabei.

Wir wünschen uns, dass auch künftige Generationen noch die alten Karnevalsschlager singen werden und so wie wir, den Karneval in Lenzen hochhalten.

Lenzen „Oh – Ja!“